30. April 2015

Beweidungsprojekte

"Der nachhaltige Schutz von Natur und Umwelt ist eines der wichtigsten Themen", so lautet das Credo von Dr. André Baumann. Baumann ist Landesvorsitzender des NABU Landesverbandes Baden-Württemberg. Den heutigen Abend widmet er dem Thema "Beweidungsprojekte". Sehr schnell wird den Besuchern der Veranstatlung klar, das dies ein Thema ist, dass Baumann sehr am Herzen liegt. Mit viel Enthusiasmus und gewohnt charmant referiert er locker über die bedeutende Rolle, die der baden-württembergischen Kulturlandschaft zukommt. Das Thema, wleches zunächst etwas trocken daher kommt, entpuppt sich sehr schnell als hoch spannend. Wer ahnte schon, welche große Bedeutung dem sogenannten "Kalkmagerrasen" zukommt oder das Wacholderheiden eine ganz bedeutende Rolle in unserem Ökosystem spielen. Dr. Baumann klärte auf und zog die leider diesmal nicht so zahlreich erschienenen Zuhörer in seinen Bann.


Die Rolle der Schafe

Zwischen 1850 und 1900 war Baden-Württemberg Schäfereiland. Aber nicht nur das. Im Ländle gab es weltweit die meisten Schafe. Sie schufen lebendige Biotopvernetzungskorridore als die Menschen anfingen, ihre Schafherden über die Schwäbische Alb zu treiben. Bäume wurden gefällt, die Wälder wurden licht. Es entanden große, sonnige Weideflächen. Die Schafe fraßen die jungen Triebe der Bäume und sorgten so dafür, das der Wald die Wiesen nicht zurückerobern konnte. Gräser, Kräuter, Moose und Flechten nahmen die wenig fruchtbaren Flächen in Besitz.


Schlechter Geschmack kann Leben retten

Ein Baum widerstand den hungrigen Schafen: der Wacholder. Weil er den Tieren nicht schmeckt und stachelig ist, verschmähten sie ihn. So haben sie einen der wertvollsten Lebensräume Baden-Württembergs geschaffen: Das Mosaik von praller Sonne und Schatten des Wacholders, blanken Felsen neben flachgründigen Böden ist für viele Tier- und Pflanzenarten ein Paradies und eines der artenreichsten Ökosysteme Europas. Solange die Schäfer mit ihren Herden über die Alb wanderten, war die Existenz der Wacholderheiden gesichert. Doch inzwischen ziehen zu wenig Schäfer über die Schwäbische Alb. Der Wald holt sich die Wacholderheiden Stück für Stück zurück.


Der Wolf und die Schafe

Auch dieses Thema wurde ausfühlich von André Baumann erläutert denn beide, Wolf und Schaf sind untrennbar miteinander verbunden und spalten die Gemüter. Der Wolf muss weg, sagen die einen. Die andere sehen ihn als Teil unseres Ökosystems. Das die Rückkehr des Wolfes den Schäfern keine Jubelschreie entlockt, ist jedem klar. Das aber nicht zwangsläufig jeder Schäfer um seine Herde fürchten muss, findet ebenfalls Erwähnung. Baumann weist auf das Herdenschutzprogramm hin. In der Schweiz, Italien, Frankreich, aber auch bei uns in der Lausitz kommt es bereits zur Anwendung. Um die Schafherden (und andere Nutztiere) zu schützen, gibt es speziell ausgebildete Hunde, Herdenschutzhunde. Diese halten sich in der Herde auf, fühlen sich als ein Teil von ihr und im Falle eines Angriffs durch beispielsweise Wölfe, verteidigen sie die Herde. Hilfreich ist dabei ihr angeborerer Schutztrieb. Ein Video über die beiden Herdenschutzhunde Lori und Levin vom NABU gibt es hier


Baumanns Ausführungen kommen an. Am Ende des spannenden und lehrreichen Vortrages geht jeder mit seinen eigenen Gedanken nach Hause. Schafe, Wölfe, Magerrasen, Wachoderheiden und Herdenschutz... Alles fügt sich wunderbar zu einem großen Ganzen zusammen, einem perfekt funktionierenden Ökosystem.


Der NABU Markgröningen sagt herzlichen Dank an Dr. Baumann für diesen tollen Abend!

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